Weiter nach Norden geht nicht - und "Der Wild Atlantic Way ist hier Ende", einfach so

Wir sitzen mit Margeret am Frühstückstisch. Neben Kaffee und ein paar Eiern mit Toast gibt es auch eine Geschichtsstunde.

Sie erzählt aus ihrem Leben, als ihre Familie noch ein Pub in Buncrana betrieb, auch zur Zeit der Troubles. Sie erzählt davon, dass die Gegend auch El Paso genannt wurde, weil man in dieser Gegend Nord-Iren gern Unterschlupf gewährte, wenn diese über die Grenze kamen um sich vor dem R.U.C. oder dem britischen Geheimdienst zu verstecken. Die Grenze ist auch nur ein paar Kilometer weiter...Man könnte da stundenlang zuhören - solche Augenzeugenberichte sind immer wieder etwas einmaliges. Es ist nur schwer vorstellbar für Außenstehende, wie diese Zeit gewesen sein muss, auf beiden Seiten des Stacheldrahts. Und man versteht, warum noch nicht alle Wunden verheilt sind - sehr plastisch! Da ist es wieder, dieses bedrückende Gefühl. Wir kennen das aus Derry, als wir das Museum of Free Derry besuchten, oder in Belfast die Eileen Hickey Stiftung bzw. das Irish Republican History Museum.

"No hard feelings, but it still hurts..." - sagte ein Zeitzeuge zu uns.

Doch damit genug Geschichte, der Wild Atlantic Way ruft. Wir verabschieden uns vom Westbrook House und unseren Gastgebern.

Es geht für uns nach Norden, zum Dunree Head. Dort besuchen wir kurz das Fort - für ein Militärmuseum haben wir aber keine Muse. Wir nehmen den Weg weiter über das Marmore Gap.








Weiter an der Küstenstraße fahren wir durch Clonmany, Ballyliffin, Collon bis nach Carndonagh. Da biegen wir ab Richtung Malin.

Kurze Zeit später sind wir am Malin Head angekommen, dem närdlichsten Punkt Irlands. Abgesehen von ein paar Felsbrocken kommt da nichts mehr bis Island. Wir machen unsere Bilder, geniesen die Landschaft, wissen aber auch, dass sich unsere Reise den Wild Atlantic Way nun immer weiter dem Ende nähert.









Auf einmal schreit es "Delfine"..."DELFINE". Und tatsächlich: wir stehen fast allein am Malin Head, und eine Delfinschule zieht direkt vor uns die Küste entlang. Leider haben wir für Wildlife-Fotografie die falsche Technik dabei - es entstehen aber trotzdem Bilder.



Ein mobiler Kaffeeverkäufer baut seinen Verkaufsstand auf. Wir ordern Kaffee, und setzen uns auf die Felsen, in die Sonne. Wir geniesen den Moment.




Von nun ab geht unsere Reise wieder Richtung Süden. Wir halten Malin Well am Pier nochmal an, der Kaffeeverkäufer meinte, dass man da auch manchmal Delfine sieht. Dieses Glück haben wir nicht, aber wir haben unsere heutige "Dosis Delfin" ja schon hinter uns. Über verträumte Straßen und Feldwege geht es nach Moville, und von dort noch mal raus nach Greencastle und Shrove. In Greencastle gibt es dann auch noch mal einen Kaffee und lecker Torte. Wir sitzen direkt an der Fähre nach Nord-Irland, gegenüber sieht man Magilligan Point und Magilligan Prison.





In Muff wird dann eines zur Gewissheit: der Wild Atlantic Way ist zu Ende hier. Ein Schild verkündet das Unausweichliche.


Doch damit ist unsere Reise nicht zu Ende. Wir haben noch ein paar Tage, und wollen noch diverse Dinge besuchen, an denen wir auf unserem langen Weg nach Norden vorbeigefahren sind. Wir fahren auf dem Außenring an Derry vorbei, in Bridge End zurück in die Republik, und von durch Letterkenny Richtung Stranorlar und Ballybofey. Dort biegen wir rechts ab in die Berge und nehmen die R252 für ein paar Kilometer, und dann die R253 nach Glenties. Herrliche einsame Straßen und tolle Landschaft entschädigen für das Schild vorhin in Muff.


Die R262 bringt uns nach Donegal, und in Grange finden wir dann auch eine Übernachtung. Das ist heute gar nicht so einfach. Wir werden zweimal abgewiesen, doch beim zweiten Nein meint die Betreiberin, sie habe eine Schwester, nur mal kurz telefonieren...Sie telefoniert, und bei Maureen (ihrer Schwester) ist wirklich noch ein Zimmer frei. Wir fahren also ins Mount Edward Lodge, 2 km weiter...


Maureen hat einen grünen Daumen, soll heissen sie hat da einen sehr gepflegten hübschen Garten, mit Sitzgelegenheit. Und tollem Ausblick. Und sie hat eine Empfehlung für uns, Langs Bar.

Auf dem Weg dahin bleiben wir auf einer Nebenstraße "7. Ordnung" im Stau stecken. Kein Witz, vor und hinter uns Autos. Es stellt sich heraus, dass im Ort ein Begräbnis ansteht. Wir schleichen im Stau mit bis zum Pub. Dort ist es gar nicht so einfach, Freitag abend noch einen Platz zu bekommen. Aber es passt irgendwie. Eine Bedienung spricht uns nach kurzer Einleitung auf Deutsch an. Auch gut. Das Essen ist vorzüglich.

Wir fahren noch runter an den Strand, und dann "nach Hause". Ein Sonnenuntergang deutet sich an...


Gute Nacht!


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